Resignation by Fouqué Caroline de la Motte
Autor:Fouqué, Caroline de la Motte
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-03T05:00:00+00:00
Zweiter Theil
Sophie an Elise
Nicht ohne Bangigkeit richte ich endlich diese Zeilen an Sie, liebe, arme Freundin! Werden Sie denn aber auch noch etwas von dem hören wollen, was unter den Schauern der Vergangenheit, hinter Ihnen liegt? Vielleicht legen Sie den Brief bei Seite, dessen Siegel Ihnen verräth, von wem er kommt! Der Name meines Stifts ruft zugleich andere, schmerzliche Namen zurück. Ach, meine Gute! wie traurig, daß Ihnen diese so wehe thun müssen!
Nein, es ist kein Vorwurf, was ich hier sage.
Es ist nur eine von den unzähligen Klagen, die mir das Geschick der liebsten, besten Menschen auspreßt.
Gewiß, ich habe kein anderes Gefühl in meiner Brust, als Mitleid und Theilnahme für Sie Alle!
Für Sie Alle! Ja, glauben Sie es nur. Dasselbe Gewebe, das Ihr argloses Herz umspannt, hat seine Fäden so weit gezogen, so sonderbar verschlungen, daß die schönsten Kräfte dadurch gefesselt, die reichsten Gemüther ohnmächtig geworden sind, und statt des bewegten Lebens, schwarze Melancholie durch die vereinzelten Kreise der Freunde zieht.
Wer nach kurzer Abwesenheit hierher zurückkam; wer, wie ich, das Bild warmer Vertraulichkeit und sanfter Zuneigung im tiefsten Innern festhielt, wer den freien Horizont und die leichte, elastische Luft der Heimath wieder zu finden dachte, und nun überall auf verschlossene Häuser, auf abgebrochene Verhältnisse stößt, stumme Trauer, undurchdringliche Nebel ihn umgeben, und schneidende, zusammenpressende Kälte allein ihn erinnert, daß er ein Herz hat, der könnte versucht werden, an Magie und alte Fabeln von umwandelnden bösen Geistern zu glauben.
Ich bin wieder in meine Wohnung eingezogen. Die Wände der Zimmer, das Geräth, die Bäume vor den Fenstern, alles ist unverändert, aber es macht nur den Eindruck von Kleidern geliebter Verstorbener. Ich fühle mit unsäglichem Kummer, daß der Inhalt verschwunden, der lebendige Geist entflohen ist. Die Räume sind leer. Der Gedanke verliert sich in die unergänzten Lücken.
Beste Freundin! Was waren es für Stunden, die wir mit einander zubrachten; so friedliche, harmlose Stunden! O, der Mensch achtet die Stille nicht hoch genug, die ihm zu ruhiger Entfaltung der zarteren, feinern Geistesblüthen vergönnt ist! Der Frühling innerer Zeitabschnitte zieht oft noch flüchtiger, als der der äußeren, an uns vorüber, und wir besinnen uns erst nachher, wie reich wir waren, wenn die Blüthenzeit vorüber ist, und neue Entwickelungen sich unter mannigfachen Kämpfen vorbereiten.
Wohin ich jetzt den Fuß setze, tönt mir Störendes entgegen. Jeder Gegenstand erinnert an das, was nicht mehr ist, jeder Besuch ängstigt, jede Frage verletzt mich. Auch komme ich zu Niemanden. Die Burg bleibt Jedem unzugänglich. Der Comthur fürchtet, wie alle Männer, durch lebhafte Erschütterungen, aus dem äußern Gleichgewicht zu gerathen. Er hat mir ein Paar gute, treue Worte geschrieben, doch vermeidet er, tiefer in den Gegenstand einzugeben, den ich nur leise berühren mochte. So verstummt dann die Gegenwart völlig. Der einzige Genuß, den ich mir zuweilen erlaube, ist der, Ihre früheren kleinen Briefchen zu lesen, die der behende Walter mir oft beim Erwachen schon überbrachte. Wie erkenne ich, wie höre und sehe ich Sie in jedem Worte wieder, liebenswürdige Elise! Ja, Sie sind unverändert dieselbe geblieben. Wie Sie in Nichts Arges suchen, so rein blieben auch Ihre eignen Gefühle.
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